Auf dem Land ist es immer schwieriger einen Arzt zu finden. Auch unter den Zahnärzten gehen in den kommenden Jahren immer mehr Mediziner in den Ruhestand. Die Stadt Stavenhagen und Unternehmer vor Ort wollen nicht länger zuschauen.
Verschiedene Bemühungen die ärztliche Versorgung auf dem Land für die Zukunft zu sichern, blieben in Mecklenburg-Vorpommern bislang erfolglos. Das betrifft auch die Zahnärzte hierzulande. Stavenhagen hat zurzeit vier Zahnärzte, zwei davon sind knapp 70 Jahre alt. Die Stadt und Unternehmer in der Region haben inzwischen keine Geduld mehr auf die Entscheidungen der Landespolitik und des Bundes zu warten. Sie wollen sich jetzt selbst helfen.
Suche nach neuem Zahnarzt für ältere Menschen schwierig
Bernd Eickhoff besucht schon seit vielen Jahren die Praxis von Professor Dietmar Oesterreich. Er macht sich sorgen, dass er sich bald einen anderen Zahnarzt suchen muss. „Ich muss dann fahren, in eine andere Stadt oder weiter weg. Für ältere Leute ist das schwierig“, erzählt Eickhoff. Wenn er nicht mehr fahren könne und auf Bus und Bahn angewiesen wäre, sehe es schlecht für ihn aus.
„Wir fühlen uns alleingelassen mit unseren Sorgen“
Dietmar Oesterreich betreibt die Praxis seit gut 40 Jahren und hat mehrfach auf die bevorstehende Situation der fehlenden jungen Zahnärzte für die Region hingewiesen. „Wir fühlen uns schlichtweg alleingelassen mit unseren Sorgen. Wir haben sie mehrfach adressiert, seit vielen Jahren und es geschieht in der Politik, in der Selbstverwaltung, bei den Krankenkassen so ein bisschen das Schwarze Peter-Spiel.“, erklärt Oesterreich.
Stadt Stavenhagen hat Studenten gefunden
Oesterreich beklagt auch die Verteilung der ausgebildeten Zahnärzte. In den Städten gebe es fast zu viele, auf dem Land fehlen sie. Auf Lösungen der Politik könnten sich die Zahnärzte nicht verlassen. Das lange bekannte Problem wurde laut Oesterreich einfach ignoriert.
Bürgermeister Stefan Guzu sieht nur eine Chance, mittelfristig Zahnärzte zu bekommen: „Die Stadt Stavenhagen hat jetzt einen Studenten gefunden. Der studiert Humanmedizin und der hat gesagt, dass er nach dem Studium wieder zurück käme. Wir werden sein Studium mitfinanzieren.“ Damit hätte die Stadt Stavenhagen einen neuen Landarzt.
Kooperation mit rumänischer Universität
Auch die Unternehmer der Region am Kummerower See wollen für ihre Belegschaften die ärztliche Versorgung gesichert wissen. Wer Zahnmedizin studiert, muss nicht den Numerus Clausus mit 1,0 anbieten, sagen sie. Man könne auch woanders studieren. Pressesprecherin Katrin Berndt vom Unternehmernetzwerk Ran bietet Studierenden jetzt die Möglichkeit in Kooperation mit einer Universität in Rumänien das Studium im osteuropäischen Ausland zu machen und später wieder nach Stavenhagen zurückzukehren. „Das werben wir schon ganz ganz früh. Denn hier bei den Stavenhägenern, bei den Einheimischen brauchen wir keine Werbung zu machen, wie schön das hier ist, denn die wissen das.“
Einige Jahre Geduld erforderlich
Die künftigen Zahnärzte sollen dann im rumänischen Cluj studieren, die Heimatregion bezahlt das. Als Gegenleistung soll der Nachwuchs nicht abwandern. Bis die Zahnärzte fertig ausgebildet sind, wird es allerdings noch einige Jahre Geduld erfordern. Zahnarzt Dietmar Oesterreich macht deshalb vorerst weiter. „Solange ich gesundheitlich in der Lage bin, meinen Beruf auszuüben, bin ich für meine Patienten da“, sagt Oesterreich.